Der vergessene Wissenschaftler: 450 Jahre Todestag Rheticus

Written by on 4. Dezember 2024

Die Erde als Mittelpunkt des Universums – dieses Weltbild galt bis vor etwa 400 Jahren. Heute wissen wir, dass sich die Planeten um die Sonne drehen. Die Erkenntnis, dass die Sonne der Mittelpunkt des Universums ist, wird als heliozentrisches Weltbild bezeichnet. Mit diesem Weltbild verbinden viele den Wissenschaftler Kopernikus. Doch es gab einen weiteren, weniger bekannten Astronomen und Mathematiker, ohne den Kopernikus seine Forschung wahrscheinlich nie veröffentlicht hätte: Georg Joachim Rheticus, ein Wissenschaftler aus Feldkirch in Vorarlberg. 

Abbildungen: Narratio Prima und Neudruck der Narratio Prima

Rheticus war der erste und einzige Schüler von Kopernikus. 1540 verfasste er die Narratio Prima. Darin ging er auf die Annahme ein, dass die Erde sich um die Sonne dreht und nicht – wie bis dahin angenommen – umgekehrt. Dieses Vorwerk wurde ein so großer Erfolg, dass Kopernikus sein eigenes Buch, veröffentlichte. Der Mathematiker Philipp Schöbi, schrieb gemeinsam mit Physiker und Sonnenuhrexperten Helmut Sonderegger das Buch: „Georg Joachim Rheticus – Wegbereiter der Neuzeit“. Der Klappentext bringt es auf den Punkt: „Ohne Rheticus, kein Kopernikus.“ 

Philipp Schöbi im Cafe Zanona – © Marion Hofer

WER WAR RHETICUS? 

Rheticus wurde im Februar 1514 in Feldkirch geboren. Er war Mathematiker, Astronom, Mediziner und Chemiker und legte mit seinen Forschungen wichtige Grundlagen für die Wissenschaft. Rheticus fertigte die ersten vollständigen trigonometrischen Tafeln der Geschichte an. Darin geht es um die sechs Winkelfunktionen, welche über die Seiten rechtwinkliger Dreiecke definiert werden. Sie dienten dann als Grundlage für alle Berechnungen an Dreiecken.  Auch die Transversalteilung wurde erstmals von ihm beschrieben. Die Transversalteilung wird auch „Schrägteilung der Messskala“ genannt und ist ein Verfahren zum genaueren Ablesen an Messinstrumenten. Rheticus war der Erste, der die Bedeutung der Verbesserung der Ableseskalen auf Messgeräten erkannte und theoretisch belegen konnte. Am 4 Dezember 1574 starb Rheticus in der heutigen Slowakei.  

RHETICUS UND DIE SONNENUHREN: 

Rheticus beobachtete den Lauf der Sonne über das Jahr hinweg mit großer Genauigkeit. Mithilfe des Schattens einer Obelisken-Spitze markierte er jeden Tag um 12 Uhr mittags den Schatten und konnte so die jährliche Bewegung der Sonne, die sogenannte Mittagslinie, nachzeichnen. Diese Beobachtungen finden sich auch in der Konstruktion von Sonnenuhren wieder. So eine Sonnenuhr steht heute am Domplatz in Feldkirch – das Rheticus-Denkmal ist ein Betstuhl, der zugleich auch eine Sonnenuhr ist und an den Wissenschaftler aus Feldkirch erinnert.  

Eine Sonnenuhr funktioniert durch einen Stab, der nach Süden ausgerichtet ist. Der Schatten dieses Stabs zeigt die Uhrzeit an. Linien auf dem Boden oder an einer Wand markieren die Stunden und erleichtern das Ablesen. 

Abbildung: Rheticus Sonnenuhr

SONNENUHR SELBST BASTELN: 

1) Drucke dir die Vorlage für die Sonnenuhr aus.  

2) Schneide das rote Dreieck in der Mitte aus. Achtung; nur zwei Seiten dürfen geschnitten werden. An der dritten Seite, der 12er Linie, muss das Dreieck gefaltet und aufgestellt werden. 

3) Die Form der Sonnenuhr kann nach Belieben geschnitten werden – ob Halbkreis, Stern oder Wolke – es sind keine Grenzen gesetzt. 

4) Positioniert die Sonnenuhr dann am Fenster. Der Punkt, an dem alle Linien zusammenlaufen wird nach Süden gerichtet. Nehmt euch einen Kompass zur Hilfe. Der Schatten zeigt euch jetzt an, wie spät es ist! 

Et voilà, deine eigene Sonnenuhr ist fertig! 


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