Roboter und neue Herausforderungen für uns

Written by on 1. März 2018

Wie werden Roboter künftig unser Leben verändern? Welche moralischen Fragestellungen tun sich hier auf? Ein spannendes Gespräch mit Sabine Köszegi, Forscherin an der Technischen Uni (TU) Wien und Mitglied des österreichischen Roboterrates.

Nicht nur für eine an eine Ziehharmonika erinnernde, aufgebaute Konstruktion einer neuen Brücke ohne Dehn-Fugen (weniger wartungsintensiv) ist die TU Wien bekannt, sondern auch für renommierte Forschende wie Sabine Köszegi. Für ihre Forschungs-Arbeiten in der „Kulturhauptstadt 2017“ Aarhus und der Tätigkeit an der TU sowie dem Roboterrat pendelt sie zwischen Dänemark und Österreich. In der Sendung erzählt sie mehr über die Aufgaben des Roboterrates und wir sprechen mit ihr über die Veränderungen, die sich in unserem Alltagsleben an der Seite von Robotern – von der Arbeitswelt bis zum Bereich der Pflege – einstellen werden. Ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, für die Menschen, deren Jobs durch Robotik/Digitalisierung wegfallen, neue Tätigkeiten zu schaffen? In welchen Bereichen ist Österreich, was Technologie betrifft, führend? Und an welchen Forschungsprojekten arbeitet sie in Aarhus? Spannende Antworten in der Sendung.

Das Thema „Robotik“ ist hochaktuell, und das nicht nur, weil kürzlich ein türkischer Minister durch einen mit künstlicher Intelligenz programmierten Roboter bei einem Vortrag zur Internetsicherheit unterbrochen wurde (der Roboter auf der Bühne meinte gegenüber dem Kommunikationsminister: „Sprich langsam, ich verstehe nicht, was du sagst.“ Zuerst amüsierte das den Minister, als er aber neuerlich mit der Frage „Worüber sprichst du?“ konfrontiert wurde, bat er darum, dass das Gerät zum Schweigen gebracht wird). Die Zahl der Roboter in der Industrie nimmt stetig zu. In Österreich kommen auf 10.000 Beschäftigte mittlerweile 144 Roboter, so der Branchenverband International Federation of Robotics. Weltweit liegt Österreich damit auf Rang 14. An der Spitze liegt seit 2010 das „Winterspiele-Land“ Südkorea mit 631 Robotern pro 10.000 MitarbeiterInnen, gefolgt von Singapur (488) und Deutschland (309). China wiederum will bis 2020 in die Top Ten der am stärksten automatisierten Nationen der Welt aufsteigen. Die Thematik stellt also große Herausforderungen an die Gesellschaft dar. – Andererseits warnt eine aktuelle Studie, die u. a. die Uni Oxford veröffentlicht hat, vor den kriminellen Gefahren von künstlicher Intelligenz. Szenarien wie folgender Terroranschlag sind durchaus denkbar:  Ein Putz-Roboter wird  in ein Ministerium eingeschleust. Der Roboter erkennt den Minister / die Ministerin anhand seines / ihres Aussehens und bringt einen in ihm versteckten Sprengsatz zur Explosion. Freilich: Nicht nur TerroristInnen spielen neue, technische Möglichkeiten in die Hände, sondern auch der Politik. Staats-Chefs/Chefinnen können die durch Überwachungssysteme gesammelten Datenmengen nutzen, um ihr eigenes Volk auszuspionieren. – Die AutorInnen der Studie fordern die Politik auf, sich Gedanken zu machen, wie dem möglichen Missbrauch von künstlicher Intelligenz entgegengewirkt werden kann.

Etwas verkannt ist die Brisanz, die in SprachassistentInnen wie „Siri“ (Apple), „Alexa“ (Amazon; aktuell soll es tw. Probleme mit „Alexa“ durch ein „böses Lachen“,  das „sie“ von sich gibt, geben; an dem technischen Problem werde gearbeitet, heißt es seitens der Firma) und anderen steckt, die längst den Alltag mitprägen. Die eingebauten Mikrofone sind in der Regel ständig abhörbereit. Abrufen der aktuellen Wettervorhersage, das Diktieren einer Nachricht, etwas im Online-Shop bestellen: Verschiedene Funktionen werden bereitgestellt, aber die aufgezeichneten Sprachaufnahmen („Befehle“) werden auf den Servern der amerikanischen Firmen aufgezeichnet. Dass dabei auch personenbezogene Daten erfasst werden, ist nicht auszuschließen. Denn nicht jeder Satz, der in diesem Zusammenhang gesagt wird, wird zuvor wohl genau überlegt. Über die Stimme und dazu, wie etwas gesagt wird, können viele Informationen gewonnen werden – etwa Entschlossenheit, Unsicherheit, eine abwartende Haltung. Wenn dieses „Stimm-Verhalten“ statistisch (Daten) als Muster herauskristallisiert wird, könnten die Firmen die Ergebnisse an Handelsplattformen verkaufen, die daraufhin für die KonsumentInnen die passenden Werbeangebote schalten, warnen ExpertInnen. Zudem gilt – trotz neuer EU-Datenschutz-Grund-Verordnung, die im Mai in Kraft tritt – die Rechtslage des Staates, in dem die Server stehen. Dass also personenbezogene Daten zur Untersuchung des Kaufverhaltens verwendet werden, kann man damit nicht verhindern. Daher empfehlen ExpertInnen, Spracherkennung nur gezielt zu verwenden, etwa, wenn man eine Nachricht diktieren möchte, und dann möglichst offline. Auf keinen Fall sollten die Mikrofone dauerhaft eingeschaltet sein. Wie komplex („schwierig“) die Nutzung von Sprach-Erkennungs-Diensten ist, zeigt sich auch daran, dass die Rechte dritter Personen verletzt werden könnten. Etwa, wenn diese während einer Aufzeichnung im Hintergrund reden. Eigentlich müsste man jede/n, der das Eigenheim betritt, fragen, ob er/sie damit einverstanden ist, dass ggf. personenbezogene Daten von ihm/ihr auf amerikanischen Servern landen.

Außerdem: Ein neuer Film aus Wien schafft eine Welt, in der eine künstliche Intelligenz auf uns alle aufpasst. Gloria heißt diese Intelligenz – entworfen wurde sie von der Filmproduktionsfirma Traum und Wahnsinn. Welche Probleme sich daraus für uns Menschen ergeben können, wenn eine Maschine stets „besser“ ist als wir, und wie die MacherInnen bei den Filmfestspielen in Cannes überzeugen wollen, hören Sie im Podcast!

Update 20.03.18 Wir haben die „Science Experts“ besucht! Beim Event in der Aula der Wissenschaften können Jugendliche spannende Experimente durchführen! Unsere Reporterin Caroline Schranz hat sich unter die jüngsten WissenschafterInnen gewagt und zeigt ihre aufregende Forschung!

Der Podcast zum Nachhören:

Credit: Pixabay


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