Ausstellung über Medienrebell Peter Weibel
Written by Radio Radieschen 91.3fm Redaktion on 12. Januar 2015
Werke des Medienkünstlers Peter Weibel werden derzeit im 21er-Haus gezeigt. Der Ausnahmekünstler ist heute noch genauso aktuell wie vor 40 Jahren. Einen Einblick in die Experimente, das Schaffen und die Lebensgeschichte von Peter Weibel gibt es noch bis 18. Jänner.
„Ihm war sozusagen die Medienkunst, oder die Medien überhaupt schon in die Wiege gelegt“, meint Alfred Weidinger, der die Ausstellung über Peter Weibel im 21er-Haus kuratiert hat. Zu lesen begann er nämlich schon sehr früh, unter anderem als Flucht aus seiner schweren Kindheit.
Geboren wurde Weibel 1944 in Odessa in der Ukraine. Praktisch ohne Vater wuchs er in Österreich auf. Er und sein Bruder wurden immer wieder in Heime abgeschoben, was auch für seine Mutter sehr belastend war. Um in diesen Heimen zu überleben und einen Sinn zu finden, widmete sich der Medienkünstler bereits in jungen Jahren der Literatur und dem Film. Von da an war sein Interesse an Medien ungehalten.
Nach der Schule begab sich Weibel nach Paris. An der Cinémathèque Française verbrachte er zwei Jahre damit, nahezu tagtäglich nur Filme zu sehen. „Einerseits hat er sich viel mit dem Sinn und der Genese der Musik auseinandergesetzt, aber auch die Philosophie, die dahinter steckt, interessierte ihn zunehmend. Mit diesem Wissen wurde er in den 70er Jahren dann schließlich selbst zum Medienkünstler“, beschreibt Ausstellungsmacher Weidinger seine Entwicklung.
Die Kunst, die Peter Weibel schafft, hat für ihn nichts mit Werken, die er ausstellen will, zu tun. Vielmehr geht es ihm um das Experiment an sich, etwa ein Wort oder einen Text in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen und dann zu sehen, ob diese einzelnen Bestandteile, anders zusammengesetzt, einen neuen Sinn ergeben können. Ob am Ende etwas dabei herauskommt, ist Weibel egal, das Experiment selbst ist das Werk. Somit war es für Weidinger besonders schwierig, an Werke zu gelangen, die überhaupt existieren. Trotzdem hat er es aber geschafft, Werke und Experimente des Medienkünstlers zu sammeln und diese auszustellen. Er will den Besuchern die Welt des Peter Weibel etwas näher bringen, einen ersten Einblick geben und sie durch das gesamte Leben des Medienkünstlers führen. Dass ihm dies gelungen ist, zeigen auch die Besucherzahlen – keine Ausstellung im 21er Haus war bisher so gut besucht wie „Peter Weibel – Medienrebell“.
Foto: Ulrich Dertschei, © Belvedere, Wien