Testosteron hilft gegen Depression
Written by Radio Radieschen 91.3fm Redaktion on 19. Januar 2016
Dass das männliche Sexualhormon Testosteron wichtig für die Libido der Herren der Schöpfung ist, ist bekannt. Georg Kranz, Forscher an der Medizin-Uni Wien, und sein Team konnten aber herausfinden, dass Testosteron auch dabei hilft, dass Medikamente gegen Depressionen besser wirken. Warum die Untersuchungen dazu mit Transsexuellen gemacht wurden und was die Ursachen für Depressionen sind.
Antriebslosigkeit, schlechte Stimmung: Die aktuelle Winterzeit – auch wenn sie heuer insgesamt milder ausfällt – begünstigt leider auch Depressionen. In Österreich sind 800.000 Menschen von dieser Volkskrankheit in unterschiedlichen Formen betroffen. Jede vierte Frau und jeder zehnte Mann leidet darunter. Georg Kranz und das Forschungsteam an der Medizin-Uni Wien konnten erstmals feststellen, dass Testosteron die Wirkung von Medikamenten gegen Depressionen (Antidepressiva) unterstützt. Mehr Testosteron führt dazu, dass der Körper mehr Serotonin-Proteine, also bestimmte „Gewebsstoff-Bausteine“, bildet. Antidepressiva können sich mit diesen „Bausteinen“ gut verbinden und damit wirken.
Kranz und sein Team führten die Untersuchungen an Transsexuellen durch. Das sind Menschen, die sich im falschen Körper geboren fühlen und eine andere Geschlechtsidentität annehmen wollen. Frauen, die zu Männern werden wollen und sich daher vermehrt männliche Hormone in ihren Körper „einpflanzen“ lassen, eigneten sich gut als Testpersonen, da der höhere Testosteron-Spiegel die Beobachtung möglich machte, dass mehr Serotonin-Bausteine gebildet werden. Bei Männern, die zum weiblichen Geschlecht tendieren und daher vermehrt Östradiol (weibliche Geschlechtshormone) „erhielten“, konnte beobachtet werden, dass diese Hormone ebenfalls die Bildung von „Serotonin-Gewebsstoffen“ erhöhen.
Ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Depression. Diese wird in einigen Jahren neben Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen die dritthäufigste Krankheitsform sein, so die Weltgesundheitsorganisation. Die Depression kann unterschiedliche Ursachen haben, erklärt Kranz. Frauen seien daher öfter betroffen, da sie mehr häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Auch genetisch kann eine Depression angelegt sein. Warum ein Baby im Mutterleib bereits durch Testosteron beeinflusst wird und welche Testosteron-Mythen a la „Bank-Mitarbeiter, die morgens mehr Testosteron haben, erzielen die höheren Gewinne“ der Wirklichkeit stand halten, verrät Georg Kranz im Wissenschaftsradio.
Der Podcast zum Nachhören:
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